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Blackout bleibt ein Rätsel: "Wir und auch die Spanier tappen noch im Dunkeln"

Blackout bleibt ein Rätsel: "Wir und auch die Spanier tappen noch im Dunkeln"

Auch spanische Metropolen wie Barcelona mussten stundenlang ohne Strom ausharren. Die Kneipen waren dennoch geöffnet.

(Foto: picture alliance/dpa)

Am Montagmittag bricht das spanische Stromnetz zusammen. Experten können die Ursache auf die geografische Lage der iberischen Halbinsel und zwei Solarfelder eingrenzen. Was konkret vorgefallen ist, bleibt jedoch auch 48 Stunden später unklar. "Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit", sagt Klaus Müller. Im Interview mit ntv.de erklärt der Präsident der Bundesnetzagentur, warum ihn die Arbeit der spanischen Kollegen optimistisch stimmt und weshalb der Blackout den deutschen Netzausbau beschleunigen könnte.

ntv.de: Können Sie inzwischen sagen, was am Montag gegen 12.30 Uhr zum Stromausfall geführt hat?

Klaus Müller: Das würde ich gerne, die Spanier wahrscheinlich auch. Stand Mittwochvormittag können wir das aber leider nicht. Es soll nicht zynisch klingen, aber alle tappen noch im Dunkeln - auch unsere Schwesterbehörde und die spanischen Netzbetreiber. Bisher kann man sagen: Die Ursache ist wahrscheinlich auf zwei größere Solarfelder mit einer großen Erzeugungskapazität von 15 Gigawatt zurückzuführen. Was genau dort passiert ist, ob es digitale oder manuelle Fremdeinwirkung oder eine Fehlfunktion gab, weiß man bisher nicht.

Knapp 48 Stunden nach einem landesweiten Stromausfall kann niemand sagen, was die Ursache war?

Das ist richtig, liegt aber auch am berühmten Spruch: Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit. Deswegen sollte man sich auch mit klugen Ratschlägen und allem anderen zurückhalten. Die gute Nachricht ist: Das Szenario eines landesweiten Blackouts wurde vor Jahren in einem Roman durchgespielt. In dem Buch wird praktisch der Untergang der Zivilisation vorgezeichnet. Das ist in Spanien und Portugal nicht passiert, das Netz war nach 12 bis 18 Stunden wiederhergestellt.

Und die Stromversorgung auch?

Ja. Die Kollegen auf der Iberischen Halbinsel haben das Netz stabilisiert. Trotzdem muss man den Vorfall genau analysieren und daraus lernen, aber auch gewisse Unterschiede beachten: Das spanische Stromnetz hat aufgrund der Lage kaum Verknüpfung mit dem kontinentaleuropäischen Stromnetz. Bei einer Spannungsstörung im Netz ist es aber wie im echten Leben: Nachbarn sind ein starker Stabilitätsfaktor. Deutschland könnte den Franzosen, Polen und Österreichern helfen und umgekehrt - wenn das Netz engmaschig ist und ausreichend Kraftwerkskapazitäten vorhanden sind. Redundanz ist das entscheidende Stichwort.

Frankreich und Spanien streiten schon länger darüber, ob, wo und wie man zusätzliche Stromleitungen baut.

Genau. Das hatte in diesem Fall den positiven Effekt, dass der Blackout in Marokko und Frankreich nur leichte Auswirkungen hatte. Zur Wahrheit gehört aber, dass der iberischen Halbinsel diese Stabilisierungsfunktion anderer Netze fehlt. Es ist zu früh, um zu sagen, inwieweit das geholfen hätte, aber das ist ein Faktor.

Auf Deutschland wird dieser Vorfall aber keine größeren Auswirkungen haben?

Die Franzosen haben sofort gegengesteuert und über die eine bestehende Leitung zusätzlichen Strom nach Spanien geliefert. Deutschland hat dafür Frankreich Strom zur Verfügung gestellt. Abgesehen von diesem kleinen Solidaritätsmechanismus gab es keine Auswirkungen.

Können wir trotzdem etwas aus dem Blackout mitnehmen?

Mit dem Wissensstand von heute handelt es sich um eine Frage der Technik und Systemstabilität. Deswegen kann man unabhängig von Spanien über den Netzausbau diskutieren und argumentieren: Ein gutes Netz stabilisiert das System. Wie können wir den deutschen Netzausbau beschleunigen?

Mit Klaus Müller sprachen Clara Pfeffer und Christian Herrmann. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Das komplette Gespräch können Sie sich im Podcast "Klima-Labor" anhören.

Quelle: ntv.de

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